Die leidige Sattelfrage ?!
Wie ist dass denn?! Muss der Sattel nun dem Reiter passen oder doch lieber dem Pferd? Muss sich der Reiter 'halt daran gewöhnen' nur weil der Sattel jetzt optimal aufs Pferd passt? NEIN! Meiner Meinung nach muss es dringend für beide Partner dieses Teams passen, denn fühlt sich zwar der Reiter wohl aber das Pferd nicht kann das natürlich zu irreparablen physischen und psychischen Schäden kommen. Aber auch wenn der Sattel für den Reiter nicht passt, weil es einfach nicht sein Modell ist, die Sitzgröße zu groß oder zu klein ist, dann wird es niemals zu einem entspannten reiten führen, denn auch wenn es von unten nicht so erscheint oder man es sich nur schwer vorstellen kann spannt sich die Muskulatur, wenn auch unbewusst. Dann sitzt man falsch, kann keine korrekten Hilfen mehr geben und fühlt sich schlicht und ergreifend nicht wohl, was in der Konsequenz dazu führt dass sich das Pferd auch niemals wohlfühlen wird, auch wenn der Sattel noch so gut passt. Was ist nun also zu tun? Es ist eine Lösung zu finden, es ist an mir als Trainerin, zu sehen und zu interpretieren was zu diesem Team passen könnte. Und das muss man ausprobieren. Mehrmals. Es müssen verschiedene Konstellationen getestet werden. Was ist wirklich optimal für Beide? Mit welcher Kombination fühlen sich beide wohl? Es ist nicht an mir sie in eine Form oder in ein Schema pressen zu wollen. Als Außenstehender ist es so schwer zu wissen wie sich jemand anderes fühlt. Ich kann niemals sagen dass etwas sein Muss nur weil es eben für das Pferd die Ideallösung wäre, denn es gibt in einem Team keine Ideallösung die nur für eine Seite des Teams passt... das kann und wird nicht funktionieren. Natürlich wollen wir Alle immer für unsere vierbeinigen Freunde dass Allerbeste- ABER nie dürfen wir uns selber unsere Biomechanik und unsere Psyche dabei außer Acht lassen - denn es ist wie ein Zahnrad, auch das funktioniert nur dann wenn die Zähne nahtlos ineinander greifen - sonst hakt es ! Lasst Euch nicht beeinflussen von der Meinung anderer, niemand auf dieser Welt kann beurteilen wie Ihr euch in dieser Situation fühlt und Ihr müsst gar nichts. Es gibt für alles eine Lösung. IMMER! Es gibt wie beim reiten auch es gibt kein Patentrezept, was beim einen funktioniert kann beim anderen immer noch großer Mist sein. In diesem Sinne, hört auf Euer Pferd aber hört auch auf Euch - es muss passen! für beide.
Herzlichst Eure Anja
Jungpferdeausbildung
Wie brav kann, soll, muss ein junges Pferd sein?
Ein junges Pferd bleibt immer noch ein junges Pferd. Junge Pferde dürfen erschrecken, sie dürfen auch mal gucken oder buckeln, sie dürfen an manchen Sachen nicht vorbeigehen und manchmal muss man eben auch absteigen um dem jungen Pferd zu erklären dass die Gefahr gar nicht mal so schlimm ist - Pferde sind Fluchttiere, es ist also an uns Ihnen im Laufe der Ausbildung zu erklären, dass nicht jede Gefahr auch 'zum weglaufen ist', sie zwar erschrecken dürfen, aber bei uns bleiben sollen. Es ist also auch an uns den jungen Pferden soviel Vertrauen zu geben dass sie in brenzligen Situationen sich uns anschließen und nicht lieber das Weite suchen. Das braucht Zeit, Gefühl und Sachverstand. Was es sicher nicht braucht ist Gewalt, Eile und Hilfsmittel wie das nächste schärfere Gebiss, ein neues Paar Schlaufzügel oder irgendwelche Sedativa. Es braucht auch nicht die 1000 Schabracke, dem Pferd ist es vermutlich egal ob es heute in rosa und morgen in lila unterwegs ist, lieber braucht es ein großes Maß an Empathie. Natürlich darf jeder seinem Pferd kaufen was er möchte, doch ist es für mich als Trainer nach wie vor unverständlich wie man zwar darauf Acht geben kann dass die Schibbi Schabbi zu den Bandagen passt aber nicht darauf das mein Pferd eine saubere und gute und langwierige sinnvolle Ausbildung genießt. Wie kann ich meinem Pferd den Kopf auf die Brust ziehen und die Sporen in den Bauch rammen und mich dann daran erfreuen dass es aber wunderblütenhübsch in der neuen Kollektion von XYZ aussieht. Leider verlieren im Reitsport immer mehr die wirklich wichtigen Dinge an Wert während unnötiges unwahrscheinlich gehyped wird. Ein Pferd hat viel mehr von einer guten, gefühlvollen Ausbildung als von 5 Schippen Müsli, es hat viel mehr von klaren Regeln als von Tutzi Dutzi, es hat viel mehr von unserer Ruhe und unserer Geduld als 3 x am Tag eine Stunde Führmaschine. Gebt Acht auf eure Pferde sie geben uns viel zurück wenn wir Ihnen zuhören, wenn wir klar sind in dem was wir von Ihnen wollen, wenn wir eine gute Zeit mit Ihnen verbringen ohne im Kopf bei 100 anderen Sachen zu sein. Sie sind unser Spiegel und spiegeln uns mit all unseren Emotionen.
Herzlichst eure Anja